WIR sind Klingenstein: Braumeister Andreas Merk

Braumeister Andreas Merk

Hallo!

Ich heiße Andreas Merk, bin 28 Jahre alt, gebürtig aus Zusamaltheim und seit neuestem Braumeister bei Klingenstein. Ich freue mich ein Teil dieses tollen Projekts sein zu können und bald unseren Gästen feinste Bier-Spezialitäten servieren zu können!

Jeder kennt Bier, fast jeder trinkt es, trotzdem ist Brauer kein alltäglicher Beruf. Gibt es in eurer Familie eine Tradition, was dieses Handwerk betrifft oder hattest Du einfach Lust darauf?

Tatsächlich wurde mir das irgendwie in die Wiege gelegt: mein Patenonkel wettete ein 50 Liter Fass, dass ich am selben Tag wie er geboren werde, weil er sich das wirklich wünschte. Es kam genau so und ich habe natürlich auch mal von dieser Wette erfahren… so ging es damals schon um Bier, ganz losgelassen hat es mich also nie.

Wie war Dein Werdegang bis zum Braumeister?

Ich habe nach der mittleren Reife eine Ausbildung als Brauer und Mälzer begonnen und diese nach 3 Jahren erfolgreich abgeschlossen. Danach arbeitete ich vier Jahre lang in verschiedenen Brauereien bis ich dann an der Fachakademie Doemens in Gräfelfing mein Studium zum Brau- und Getränketechnologen begann.

Wie führte Dein Weg Dich zu Klingenstein?

Ich arbeitete nach dem Studium für zwei Jahre in einer kleinen Brauerei in der Schweiz, wo ich mich auch sehr wohl fühlte. Unter Brauern ist man sehr gut vernetzt und so wurde ich über einen Kollegen auf Facebook aufmerksam gemacht, dass es ein Stellenangebot aus Blaustein gibt. Ich habe mich dann einfach beworben und nach ein paar Gesprächen ging dann alles ganz schnell und schon war ich hier.

Was war der Grund für Deine Entscheidung?

Zunächst natürlich die Möglichkeit, beim Aufbau einer Brauerei von Anfang an dabei zu sein. Da geht es neben den Geräten und dem Brauen selbst natürlich auch um Rezepturen und der Entwicklung neuer Biere. So viel Möglichkeiten sich einzubringen sind super! Ein Grund war natürlich auch die Nähe zur Heimat: vorher habe ich drei bis vier Stunden gebraucht, wenn ich mal nach Hause fahren wollte. Jetzt schaff ich das in einer, das ist schon ein deutlicher Vorteil!

Du hast den Aufbau der Brauerei schon angesprochen, was sind da Deine alltäglichen Aufgaben als Braumeister?

So richtig alltäglich sind die Aufgaben derzeit noch nicht, es gibt viel Organisatorisches zu tun und manche Abläufe müssen sich noch einpendeln. Das Einfahren des Sudhauses, also das Inbetriebnehmen der Gerätschaften, war meine erste Tätigkeit hier. Zu meinen wichtigsten Aufgaben gehören gerade jetzt viele Gespräche mit Lieferanten, wo es darum geht, wer welche Zutaten liefern kann und wer auch langfristig ein guter Partner ist.

Okay, das klingt nach einem vielseitigem Job …
Welche Eigenschaften sind wichtig, wenn man Brauer werden möchte?

Für mich steht da an aller erste Stelle die Leidenschaft für Bier. Wer wirklich gutes Bier brauen will, der kann nicht nur nach Schema F arbeiten, sondern muss manchmal auch länger feilen und herum probieren, bis das Ziel erreicht ist. Auch wenn da die Meinungen auseinander gehen, ich finde es auch sehr wichtig für neue Trends offen zu sein und über den eigenen Tellerrand hinauszusehen.

Neue Trends sind ein gutes Stichwort! Was hältst Du vom Reinheitsgebot: veraltet oder schützenswert?

Das ist ein schwieriges Thema, das aber oft falsch angegangen wird … man kann sowohl innerhalb des Reinheitsgebots ein extrem schlechtes Bier brauen als auch außerhalb der Regeln ein sehr Gutes brauen. Als das Gebot eingeführt wurde, diente es dem Schutz der Bevölkerung vor der unkontrollierten Zugabe von beispielsweise Bilsenkraut, was hochgiftig ist aber die Wirkung der Biere verstärkte. Mittlerweile ist es ja jedem möglich, die Zutaten auf den Etiketten nachzuprüfen, damit verliert das Reinheitsgebot ein wenig seine damalige Notwendigkeit. Außerdem finde ich persönlich, dass neue Zutaten die Biere und ihre Vielfalt bereichern, was man vor allem bei den Belgiern sieht, die nicht ausschließlich nach Reinheitsgebot brauen aber wohl unbestritten eine der vielfältigsten Bier-Kulturen der Welt haben.

Was sind die größten Herausforderungen beim Brauen für Dich?

Eine gleichbleibende Qualität zu liefern ist wirklich nicht einfach, vor allem wenn man mit einem Naturprodukt arbeitet. Aber auch neue Rezepte sind fordernd, da man oft sehr lange braucht bis man die Zusammensetzung findet, die wirklich gut schmeckt.

Ist beim Brauen schon mal etwas so schief gelaufen, dass Du von vorne anfangen musstest?

Da kommt es immer darauf an, an welcher Stelle im Prozess der Fehler ist. Aber klar, sowas passiert hin und wieder einfach, das gehört dazu. Wenn der Tank beispielsweise verunreinigt ist, wird kein genießbares Bier daraus fließen. Also gibt es zwei Möglichkeiten: den gesamten Inhalt entsorgen, oder Essig daraus herstellen und diesen dann abfüllen und verkaufen oder verschenken. Somit entsteht immerhin kein Verlust und man hat obendrein einen tollen Essig.

Brauer ist ein Beruf, der einen nach Feierabend nicht unbedingt loslässt oder?

Bei mir ist das definitiv so! Ich beschäftige mich einfach gern mit meinem Beruf und braue auch mit meinem Vater zu Hause eigenes Bier. Man hat einfach so viele Möglichkeiten und kann genau den eigenen Geschmack treffen!

Dann wurdest Du sicher auch mal um eine Bier-Kreation gebeten, oder?

Stimmt, das kommt regelmäßig vor! Wenn es zeitlich passt mache ich das auch wirklich gerne. Beispielsweise habe ich für die ein oder andere Hochzeit auch schon ein spezielles Hochzeitsbier gebraut. Aber auch für andere Feiern, wie den 85. Geburtstag meines Großvaters habe ich mich schon ans Werk gemacht.

Was ist dir beim Brauen für den privaten Rahmen am wichtigsten?

Allen voran, dass es den Leuten schmeckt! Gutes Feedback freut mich natürlich, aber das beste Lob ist eben wenn das Bierfass am Ende des Tages komplett leer ist. Es macht natürlich unglaublich stolz, wenn man etwas produziert hat, das vielen Leuten schmeckt und Freude bereitet.
Daher achte ich bei der Rezeptur immer darauf, das Bier dem Anlass anzupassen. Ein Hochzeitsbier sollte leicht süßlich, etwas rötlich in der Farbe und natürlich süffig sein und nicht zu schwer im Magen liegen.

Auch wenn Du das wahrscheinlich ständig gefragt wirst, aber … trinkst Du Bier während der Arbeit?

Wenn ich während der Arbeit Bier trinke, dann weil es Teil meines Berufs ist das Bier abzuschmecken und zu probieren. Hierfür muss man aber bei weitem keine ganze Flasche trinken, da reichen ein zwei Schlücke vollkommen. Darüber hinaus ist es natürlich auch so eine Sache, ob man nach mehreren Bier am Tag noch zu 100% richtig schmecken kann wie man es können müsste … Aber tatsächlich könnte ich es auch nicht genießen während der Arbeitszeit zu trinken, da ich mich auf wichtigere Sachen konzentrieren muss und davon mal abgesehen abends auch gerne mit dem Auto nach Hause fahren möchte.

Aber privat geht schon mal das ein oder andere Bier, oder?

Klar, ich mag Bier wirklich gerne, schließlich arbeite ich ja jeden Tag dafür! Mir ist aber vor allem der Geschmack und der Genuss wichtig, ich finde gutes Bier ist etwas Tolles! Wenn es reinpasst, dann passt es rein aber ich brauche nicht jeden Tag ein Bier um einen erfüllten Tag zu haben.

Dann schon mal Danke für Deine Zeit und weiterhin viel Erfolg!

Danke auch an euch, ich freue mich schon riesig wenn es endlich losgeht und ich unseren Gästen unsere wirklich tollen Biere präsentieren darf!

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